Neues Gesetz verbietet das Sterben

“Rufe nach schärferen Hygiene-Kontrollen” steht in der Subheadline unter “Dritter Säugling gestorben” – der Aufmachermeldung der Zeitung von heute. Welch ein erbärmlicher Aufhänger!

Jährlich sterben bis zu 40.000 Menschen in Deutschland, weil sie sich im Krankenhaus infizieren! 9 Jahre, und da ist ganz Bochum weggestorben. Das weiß man seit Ewigkeiten – und nimmt’s hin (die Initaitive Nachrichtenaufklärung hat es z.B. abgelehnt, darin ein vernachlässigtes Thema zu sehen). Aber bei drei toten Babys, die ohne High-Tech-Medizin ohnehin nicht einen Tag gelebt hätten, wird nach schärferen Kontrollen, neuen Gesetzen, Vorgaben, Überprüfungen gerufen.

So leid’s mir tut: Fehler passieren. Der fehlerfreie Mensch ist ein grotesker Roboter. In weiten Teilen haben wir den schon. So habe ich jüngst ein Altenheim besucht, in dem die Mitarbeiterinnen notieren müssen, was ihre pflegebedürftigen Patienten trinken. Sie müssen ernsthaft jeden einzelnen Schluck notieren! Hintergrund ist eine Klage von Angehörigen nach dem Tod einer Bewohnerin, die auf dem Vorwurf baute, man habe die Frau innerlich vertrocknen lassen. Auf die Idee, dass alte, bettlägrige Menschen irgendwann mal sterben, kommt niemand – schon gar nicht Angehörige, die die Pflege ja schließlich delegieren, damit der Tod außen vor bleibt. Könnte es wichtiger sein, jemandem die Hand zu halten, als Formulare auszufüllen?

Sicherlich wird in Krankenhäusern geschlampt. Noch viel sicherer ist aber ein ohnehin kranker oder verletzter Mensch anfällig für Infektionen. Und ein großer Teil der Patienten, die in Krankenhausbetten rumliegen, gehören nach Hause und dort versorgt – das wäre die menschlichere und preiswertere, aber für Krankenhausbetreiber natürlich uninteressante Variante.

Man könnte auch auf die Idee kommen, dass die entwürdigenden Mehrbettzimmer, in denen zwei, drei oder mehr Menschen vor sich hin röcheln und dünsten, einer Gesundung nicht zwingend zuträglich sind.

Aber nein. In Deutschland fordert man Gesetze und Kontrollen bzw. als Gewerkschaft mehr Personal und als Unternehmer mehr Geld.

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