Planetarium

Natürlich war sie groß angekündigt, die Modernisierung des Planetariums. Aber nein, besser geworden ist dadurch nichts.
Das Hauptproblem bleiben die unverständlichen, lückenhaften Texte bei den Vorführungen. Ich habe (nicht ganz freiwillig) schon zig Programme gesehen und gehört – ich gehe regelmäßig so schlau von dannen, wie ich gekommen bin. Es wird auch nicht dadurch besser, dass Jochen Malmsheimer Texte einspricht.

Richtig ärgerlich ist, dass mit der Renovierung im Vorführraum nun viel mehr Sitzplätze untergebracht sind als vorher – die Stühle sind dafür nicht mehr seitlich schwenkbar. Das führt dazu, dass es viele wirklich schlechte Sitzplätze gibt (die man nun auch mit fester Platznummer zugeteilt bekommt) – die Stühle sind bei weitem nicht mehr so bequem wie die Vorgänger.

Kurz und gut: der Blick in den projizierten Himmel ist nett, den Umbau hätte das Planetarium besser gelassen, sicherlich kein Pflichtprogramm für Bochum-Touristen.

Beim Stöbern im Texte-Fundus bin ich auf einen Bericht zum Planetarium von einer Praktikantin gestoßen, den ich hier mal unredigiert wiedergebe:

Planetarium Bochum

Ich habe ein Glückshormon weniger in mir. Das Glückshormon, ausgelöst durch das Wort Planetarium. Wenn ich Planetarium hörte oder dachte, bildeten sich Bilder in meinem Kopf. Bilder von einem Sternenhimmel, Teleskopen und entfernten Galaxien. Vielleicht hatte ich etwas zu viel Phantasie. Doch war diese Phantasie schön. Sie löste in mir ein Glückshormon aus, was es jetzt nicht mehr gibt.
Dabei fing alles sehr viel versprechend an. Ich fuhr mit meinen Eltern Richtung Bochum. Von außen hat das Planetarium durchaus seinen Reiz. Es wirkt noch wie etwas, das ein Geheimnis in sich trägt. Wir holten unsere reservierten Karten an der Kasse ab. Und betraten das Planetarium. Vor uns lag ein Raum, mit Sitzen, die im Kreis um ein rundes Gebilde mit “Augen” (ein Diaprojektor, wie uns der Einführungssprecher erklärte, der aus vielen einzelnen Sonden bestand, die unterschiedliche Teile des Sternenhimmels an die Deckenleinwand über uns projizierte) aufgestellt waren. Wir ließen uns nieder. Die Stühle versprachen viel. Man konnte sich in ihnen zurücklehnen und bequem in den “Sternenhimmel” schauen, der bald an der Decke erscheinen sollte. Das Glückshormon erwachte in mir und ich war gespannt, was das heutige Hauptprogramm “Raumfahrt – zwischen Science und Fiction” zu bieten hatte. Ich lehnte mich zurück und freute mich auf einen Flug zu den Sternen. Doch ich sollte tiefer fallen, als hoch hinaus fliegen.
Es wurde dunkel und der Sternenhimmel fing an zu leuchten. Das Programm hatte einen guten Einstieg. Zitate von großen Männern der Vergangenheit wurden optisch und akustisch wiedergegeben. In Erinnerung blieb mir der Ausspruch von Robert H. Goddard: “Die Träume von gestern, sind die Hoffnungen von heute und die Wirklichkeit von morgen.” Daran orientiert wurde die Entwicklung der letzten Jahrhunderte aufgezeigt, im technischen wie in anderen Bereichen. Es wurde deutlich, dass die Menschen damals die Dinge, die für uns heute alltäglich sind, für unmöglich gehalten haben. Leonardo Da Vinci erfand z.B. vor fünfhundert Jahren die theoretische Grundlage eines Hubschraubers. Dass der Luftverkehr jemals so selbstverständlich wird, wie er heutzutage ist, hätte er aber nicht geglaubt. Manche Theorien über die Raumfahrt sind demzufolge vielleicht gar nicht so abwegig. Zur Besseren Vorstellung des Weltalls, wurde der Aufbau kurz erklärt. Die Sterne die wir sehen sind größer als die Sonne und haben eine kräftigere Leuchtkraft. Diese Vorstellung fand ich beeindruckend. Mehr will ich an dieser Stelle auch gar nicht verraten. Ich will den Menschen, die sich das Programm selbst anschauen wollen, nicht zu viel vorwegnehmen.
Die Theorien der Science-Fictionfilme wurden für nicht umsetzbar erklärt. Eine Tatsache, die für mich nicht überraschend kam. Wer glaubt heute noch, dass Flüge wie in STAR WARS real durchführbar sind? Auch wissenschaftliche Theorien des letzten Jahrhunderts wurden dargelegt und dann für undenkbar erklärt. Vieles beruht auf mathematischen Theorien, die in der Realität nicht durchführbar sind. Ein Beispiel ist die von Eugen Sänger erfundene Photonen-Rakete. 1950 stellte er den Plan für eine Rakete auf, die mit Antimaterie angetrieben wird. Antimaterie ist der teuerste und gefährlichste Stoff der Erde. Was es genau ist, wurde leider nicht klar. Das Problem der Verständlichkeit zog sich durch den gesamten Vortrag. Mal waren Dinge allzu banal und dann wurde man wiederum mit Begriffen konfrontiert, die hätten erklärt werden müssen. Was mir auch fehlte waren die neuen Erkenntnisse. Im Grunde war ich am Ende des Programms keinen Schritt weiter als zu Beginn. Das Fazit, dass Techniken aus Filmen und Romanen nicht machbar sind, aber man ja nie weiß was kommt, fand ich enttäuschend.
Neben dem Programm, ist in dem Planetarium zur Zeit eine Ausstellung des Künstlers Oliver Arndt zu sehen. Seine Bilder in der Reihe virtuelles Licht beeindruckten mich. Sie gaben mehr von der Faszination Weltraum wieder, als der Rest des Planetariums. Viel Zeit sich mit den Bildern zu beschäftigen hatte man jedoch nicht. Die Frauen am Eingang wollten zeitig die Kette vorlegen, bevor die neue Gruppe kam. Mehr ein Massenbetrieb, als ein Ort der Entdeckung. Mir fehlten auch Teleskope, durch die man hätte schauen können, oder die man wenigstens hätte bestaunen können. Es gibt leider nur welche in den Beobachtungsstationen der Sternwarte, die in Bochumer Schulen untergebracht sind. In der Schiller-Schule kann man jeden Montag von 19:30 – 21:00 in die Sterne gucken. Schade, dass nicht wenigstens ein Teleskop im Planetarium steht.
Für Schulklassen gibt es extra Programme. Nach Altersstufen getrennt, werden die Kinder und Jugendlichen über Mond, Planeten, Sterne der Milchstraße und die Sonne informiert. Wahrscheinlich eine interessante Sache.
Es ist Abend und ich sitze zu Hause. Mir ist eine Illusion verlorengegangen. Die Faszination Planetarium ist weg. Für mich war eine solche Einrichtung immer etwas Besonderes für eine Stadt. Schon lange wollte ich mal eine besuchen. Doch nun überlege ich mir, ob es nicht besser gewesen wäre mit einem Gedankenbild im Kopf weiter zu leben, als mit der nüchternen Realität. Doch vielleicht habe ich eine zu starke Phantasie. Vielleicht ist die Faszination Weltall in mir zu groß. Vielleicht ist es besser zu wissen, dass hinter einem Planetarium nicht wirklich etwas steckt, was einen in die Geheimnisse der Sterne einweiht. Doch schade ist es um das Glückshormon, dass das Wort Planetarium nie wieder in mir auslösen wird. (Karina, 2001 – der Eintrittspreis für Erwachsene lag damals bei 10 Mark)

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