Ekelleim, Deppendorfs Käseglocke und KommentarKanone Kissler (KW 31)

fliegenleim+ Habe ich dafür seinerzeit mein Biologiestudium riskiert, in Verweigerung u.a. von schwachsinnigen Fliegenversuchen im Tierphys-Pflichtpraktikum – um dann teilnahmslos in der Küche solch eine Abscheulichkeiten vorzufinden?
Es geht nicht um die einzelne Fliege, ging es mir (im Gegensatz zu vielen SATIS-Freunden) nie. Erschlagt sie halt, wenn sie euch nerven. Mich widert dieser Machtmissbauch an, diese hirnfreie Überlegenheit, und die Empathielosigkeit dem zappelnden Insekt gegenüber, ganz gleich, wie groß dessen Horizont ist.
Aber es gab wohl immer schon Kinder, die Regenwürmer zerteilt haben, – und solche, die sie von der regennassen Straße ins Gras befördert haben.

+ Gute Interviewführung kann man lernen. Tolle Ergebnisse des Erlernten zeigt der Interviewband “Die gehetzte Politik – Die neue Macht der Medien und Märkte” von 23 Studis  der Uni Tübingen, herausgegeben von dem inzwischen doch umtriebig (oder wenigstens “präsent”) zu nennenden Bernhard Pörksenschon und Wolfgang Krischke. Das Buch ist bereits 2013 erschienen und steht in einer ganzen Reihe von studentischen Interviews.
Die erste Frage an Ulrich Deppendorf: “Wie war das Spanferkel heute im Borchardt?” Und die Studenten entlocken ihren pominenten Gesprächspartnern richtig Interessantes. Deppendorf plaudert von der politisch-journalistischen Käseglocke, die er “exterritoriales Berlin” nennt, von Hintergrundgesprächen mit Merkel und seinem viel diskutierten Interview mit Bundespräsident Christian Wulff kurz vor dessen Rücktritt. Lohnende Sache, für Weihnachten oder zwischendrin.
Auszug des Deppendorf-Interviews (Stuttgarter Zeitung), Hintergrund zum Projekt, Pörksen über das Projekt (2010)
Ein tolles Interview gibt es auch beim Standard. Rolf Holub: “Erste Todesangst im Leben ist super

+ Worin liegt der Sinn, wenn @MEEDIA ständig Artikel und Tweets anderer nacherzählt, anstatt diese neue Technik zu nutzen, dieses “Hyperlink”? (@Helgolaender)

+ Mehr Gelassenheit gegenüber Doofheiten, zumal in Twitterlänge geboren, fordere ich selbst immer. Deshalb blieb ich auch ganz entspannt, als ich bei Cicero in “Kisslers Konter” folgendes Entsetzen las: “[Asyl-] Bewerber erhalten trotz Aussichtslosigkeit ihres Antrags mehrere Monate Vollverpflegung, ärztliche Betreuung und […]” Man sollte in der Tat erwarten dürfen, dass zumindest Wirtschaftsflüchtlinge, die ja schon kein schweres Schicksal mit sich herumschleppen müssen, ein paar Butterbrote einpacken für die Zeit im deutschen Abschiebelager. Und die Kinder haben doch ohnehin immer einen Doktorkoffer dabei. (via @Helgolaender)
Eine echte KommentarKanone, der Kissler, mein neuer K3.

+ Da diese Sammler hier in erster Linie meiner Link-Archivierung dienen: das, was jetzt inzwischen alle gesehen haben und was die Foo Fighters noch ein wenig bekannter gemacht haben dürfte, ist schon ein wirklich geiles Projekt gewesen.

+ Interviewtrainer Mario Müller-Dofel findet (mit etwas Zeitabstand) das LeFloid-Interview mit Kanzlerin Merkel gar nicht schlecht, die Kritik von Journalisten hält er überwiegend für unangemessen. Zustimmung. Nur dass ich es auch angemessen finde, Künstlernamen oder Pseudonyme zu akzeptieren. Als Youtuber ist LeFloid eben LeFloid, nicht Florian Mundt.

+ Manche Entschuldigung klingt unehrlich. Diese klingt schlicht bescheuert:
Ein Jäger spricht: “Ich bedauere zutiefst, dass mein Hobby, das ich liebe und verantwortungsvoll und legal praktiziere, zum Tod dieses Löwen führte.”

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