Relevanz- und Qualitätskriterien für Schülerwettbewerbe

Wettbewerbe gibt es wie Sand am Meer. Alle naselang rufen Firmen, Banken und Behörden vor allem Kinder und Jugendliche dazu auf, an irgendeinem Wettbewerb teilzunehmen: Bilder zu malen, Texte zu schreiben, Skulpturen zu basteln, Konzepte zu erarbeiten. Das meiste davon versandet ungehört. keine Pressenotiz, keine Wahrnehmung der teuren eigenen Flyer und Plakate, keine Hinweise in Newslettern. Das ist nicht verwunderlich, und ich würde in vielen Fällen auch von einer (journalistischen) Öffentlichkeit für die Wettbewerbe abraten. Dazu einige Prüfkriterien

Hat der Wettbewerb einen Sinn, außer PR für den Ausrichter zu sein?

Das ist die Hauptfrage. Gemalte Bilder: was passiert mit diesen? Werden sie aufgehängt, oder fliegt alles bis auf „eine Auswahl der Besten“ weg? Wozu haben die Kinder / Jugendlichen gemalt? Wenn ein Jugendministerium nach neuen Partizipationsformen fragt – nun gut, wenn es bereit ist, diese auch umzusetzen, auszuprobieren, zu evaluieren. Ist kein klarer, überzeugender Zweck des ganzen erkennbar (und das ist in 98% der Fälle so), dann sollte man den Wettbewerb (publizistisch) ignorieren.

Ist der Ausrichter kompetent?
Wer einen Schülerwettbewerb veranstaltet, sollte einen Bezug zum gestellten Thema haben, mit den Einreichungen etwas anfangen können. Wenn ein Energieverosorger nach Ideen zur Energieeinsparung fragt, verkauft er zwar weniger Energie, aber vom Thema könnte er Ahnung haben. Wenn aber die Sparkasse fragt, wie Kinder gerne die Stadt verändern würden – dann muss man fragen, welche Stadtplanerischen Kompetenzen die Sparkasse hat. Gerade bei vielen Lobbygruppen ist genau zu prüfen, ob eine Wettbewerbsteilnahme zum eigenen fachlichen und ethischen Anspruch passt. Ferner kann sich die Kompetenz des Ausrichters auch dran zeigen, welche Unterstützung er den Wettbewerbs-Teilnehmern zukommen lässt (etwa: er stellt Geräte zur Verfügung, Fachpersonal berät die Jugendgruppen, es kann Infrastruktur des Veranstalters genutzt werden).

Ist die Jury kompetent und gibt es klare Bewertungskriterien?
In nicht wenigen Ausschreibungen heißt es nur, eine fachkundige Jury, vielleichtn och so und sogemischt besetzt, werde diebesten Einsendungen prämieren. Die Jury sollte aber klar benannt sein, damit man sich selbst ein Bild machen kann, wer denn da urteilt. Und es muss klare Bewertungskriterien geben (das ist fast nie der Fall). Geht es um das, was einzelnen persönlich gefällt, werden handwerkliche oder künstlerische Fähigkeiten prämiert, geht es um Originalität, Fleiß – was auch immer. Wenn man einen Wettbewerb ernst nehmen will, müssen solche Fragen selbstverständlich geklärt sein. Es lässt sich ja auch kein Sportler auf einen Wettlauf ein, ohne dass die Regeln, die Strecke etc. geklärt sind.

Lohnt sich die Wettbewerbsteilnahme?
Das kann von der Zahl der Preise oder dem Wert einzelner Preise abhängen, vom Renommee des Veranstalters, von der Form der Ergebnispräsentation und vielem anderen. Aber die Frage gehört natürlich auch dazu: man nimmt an einem Wettbewerb ja nicht aus reinem Zeitvertreib teil. Wenn die Preise gar zu lausig sind (vor allem im Verhältnis zum Potenzial des Ausrichters), dann sollte man auch abwinken.

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