Der WWF und seine Spitzen-PR

Der schwarz-weiße Panda auf grünem Grund klebte schon in meinem Kinderzimmer. Der World Wide Fund for Nature (WWF) war sehr präsent, auch eine Karikatur von Horst Haitzinger mit WWF-Emblem hin an der Wand, und vermutlich kam das WWF-Magazin (wie immer das damals hieß?) meine erste regelmäßige Lektüre.

Aber schon damals, so mit 11, 12 Jahren, war der WWF nicht nur ein Idol. Dass sich diese große Organisation für Arten-, nicht aber für Tierschutz engagieren wollte, wie ich in Briefwechseln erfahren musste, konnte ich nicht verstehen.

Über die Jahre ist der WWF für mich immer unbedeutender geworden, was aber nicht an ihm lag, sondern an meiner Präferenz für andere Themen und Engagements. In der Oberstufe habe ich noch brav gespendet (selbstauferlegte 10 Prozent meiner Einnahmen als lokaler Pressehansel, allerdings nicht nur an den WWF, auch an Amnesty oder den gerade zum Nabu gewandelten DBV), danach verliert sich die Spur.

Die Reportage von Wilfried Huismann „Pakt mit dem Panda – was uns der WWF verschweigt“ (Info), die letzte Nacht ausgestrahlt wurde, untermauert meine Vorbehalte gegen solche internationalen Großorganisationen. Eigentlich ist der Film nicht sehr investigativ, er ist vor allem etwas langatmig konzipiert, aber er zeigt natürlich auf, dass eine Organisation wie der WWF nicht einfach für das kämpft, was jeder einzelne in jedem beliebigen Land dieser Welt für das Gute hälte.

Um es deutlich zu sagen: Wer mit Monsanto kooperiert – in welcher Form auch immer – kann kein Partner sein, nicht für mein Spendengeld, nicht für Info-Kampagnen, nicht für die Rettung der Welt. Ja, da bin ich dogmatisch.

An der aktuellen Geschichte interessiert mich viel mehr die katastrophale Öffentlichkeitsarbeit des WWF. Jahrelang habe ich Studenten in Essen und Duisburg zu überzeugen versucht, dass Krisen-PR immer vor der Krise einsetzt, dass es um langfristige Beziehungen geht, um Transparenz und Glaubwürdigkeit. Und dass man niemals eine gute Geschichte unterm Teppich halten wird.

Der WWF hätte schon deutlich vor dem Film reagieren können – er hätte natürlich Interviews geben müssen, er hätte aber vor allem prophylaktisch schon vor der Ausstrahlung der Reportage seine Sicht der Dinge darlegen müssen. Auf der Facebook-Seite des WWF-Deutschland finde ich auch jetzt noch nichts – obwohl gerade Spiegel-Online einen Artikel bringt und damit die WWF-Geschäftspraktiken wohl die nächsten Tage durch alle Medien durchdekliniert werden.  Kritische Facebook-Kommentare unter Alt-Posts des WWF bleiben ohne Reaktion. Auf Twitter ist der WWF-Deutschland seit 5 Stunden recht aktiv – davor war schweigen, die letzten Tage, auch gestern Abend als die Reportage in der ARD lief.  Die Presseabteilung muss komplett gepennt haben. Eine Pressemitteilung gibt es bislang nicht (jedenfalls nicht online).

Wir werden also die nächsten Wochen und Monate beobachten dürfen, wie viele Förderer dem WWF den Rücken kehren, welche Kollateralschäden das WWF-Gebahren mit sich bringt (denn so etwas diskreditiert ja immer auch das Anliegen selbst, hier also den Naturschutz). Und ich werde es als Musterbeispiel eines PR-Desasters auswerten.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert