Ärgerlich, weil so belanglos: „Titanic“

Das Ärgerliche an der „Titanic“ ist ihr ständiger Missbrauch des Begriffs „Satire“ für ihren Pubertätskapitalismus. Gerichte sollen m.E. nicht darüber entscheiden dürfen, was Satire ist – zumindest nicht, wie es immer geschieht,  aus ihrem Juristenbauch heraus. Satire darf alles, Satire muss alles dürfen. Nur darf sie nicht, sondern muss dazu halt Satire sein.
Und was ist Satire? Satire ist die (i.d.R. öffentliche) Darbietung von komplexen wahren Informationen und relevanten Meinungen mittels unwahrer Aussagen. Das kann, muss aber nicht zu lustigen Spannungen zwischen Dargebotenem und Gemeintem führen; die Spannung kann auch als bitter empfunden werden, traurig oder wütend machen – das ganze Emotionenspektrum ist da offen.
Entscheidend aber ist, dass Satire eine Botschaft hat. Das Unterscheidet sie vom Klamauk, von Comedy, von der puren Unterhaltung.

In diesem Sinne war der vorletzte umstrittene Papst-Titel der Titanic mit Sicherheit keine Satire – weil auch mit viel Hirnakrobatik die unwahre Aussage nicht als wahre Information oder relevante Meinung decodiert werden kann.
Das ist beim jetzigen Titel ein wenig anders. Man mag eine Botschaft erkennen können (die zwar völlig belanglos ist und von großem Unverständnis der katholischen Probleme zeugt, was aber sinnvollerweise kein Ausschlusskriterium sein kann). Das Ärgerliche bleibt aber auch hier: Satire ist wichtig und eine spannende Kunstform, deren öffentliches Verständnis in Deutschland immer wieder von rein kommerziellen PR-Gags (1) der Titanic mitgeprägt wird.

Video von RTL dazu

(1): Natürlich ist nicht jedes öffentlich heftig diskutierte Titanic-Cover ein PR-Gag. Erinnert sei etwa an Kurt Beck – das war richtig gut.

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