Pink Floyd, spiegelverkehrte Eier und natürlich ICE-Fahrten (KW 29)

(1) Kann jemand überhaupt jemals ein wenn schon nicht nützliches, so doch wenigstens erträgliches Mitglied unserer Gesellschaft sein, wenn er (m/w) im Alter von 14 Jahren zu „Us and them“ (in der wunderbaren Fassung der „Delicate Sound of Thunder“) von Pink Floyd äußert, „das“ tue in den Ohren weh?
Da sich diese Ungeheuerlichkeit in meinem Auto ereignete, hielt ich natürlich auf der Stelle an und warf das Blag auf die Straße. Aber die Wahrscheinlichkeit ist nicht gering, dass es bis zum nächsten Dorf laufen konnte, womit ich dann nicht mehr als den dezenten Hinweis ausgesprochen hätte, dass Ignoranz gepaart mit Dummheit noch keine süße kleine Subkultur ergibt – und Doofsein keine Haltung ist.

(2) „Wie lange dauert es jetzt von hier noch nach Südkreuz“, fragt die sexy schnaufende junge Dame am ICE in Spandau die Stewardess. „Das kann ich nicht sagen“, sagt diese perfekt kurz und doch ohne Berlin-Touch. „Und wie lange dauert es normalerweise“, versucht es die Fahrkartenbesitzerin nochmals, die hier mit erheblicher Verspätung gestrandet ist und es offenkundig eilig hat. „Das weiß ich nicht, da müssen Sie hier auf die elektronische Anzeige schauen [zeigt in den Zug], da steht das dann, wenn wir abgefahren sind.“ Von solcherart unverhohlener Ahnungslosigkeit überrascht bedankt sich die junge Dame und steigt ein.

Anderer Tag, anderer Zug, Start in Berlin mit 50 Minuten Verspätung. Durchsage: „Aufgrund einer ganz erheblichen Verspätung in vorangegangener Fahrt haben wir Berlin mit 50 Minuten verspätung verlassen. Deshalb konnte der Zug auch nicht gereinigt werden. Wir bitte um Entschuldigung.“

Nur an wenigen Tagen verfolge ich die Erwerbstätigkeit von Zugbegleitern (m/w) in Demut. Meistens frage ich mich stattdessen: warum werden die nach einem hoch komplexen System auf fast alle verfügbaren Züge verteilt, anstatt sie in einer Sammelunterkunft über fiktive Dienstpläne schwadronieren zu lassen. Den Zugverkehr halten sie im Zweifelsfall nur auf. Oder haben Sie schon mal einen Schaffner bei der „Zugabfertigung“ rennen sehen?

(3) Wenn Sie sich auch über bewaffnete Campingurlauber wundern, Polizistinnen und Polizisten in vollem Ornat mit baumelndem Schlafsack, geschultertem Feldbett und verschlammter Reisetasche: das ist nur eines der harmloseren Ergebnisse der Beamtenbestechung von Deutscher Bahn und regionalen Verkehrsbetrieben. Die lassen nämlich die „Richter der Straße“ gratis mit ICE und Tram reisen – wenn sie Knarre tragen. Und so muss man dann halt im Dienstdress zum Festival…

(4) Um die Kurzlebigkeit mancher Internetepisoden ist es schon traurig.
Die Akton #cockinasock hat zumindest zu  einer neuen Form des Selfi geführt, das durchaus weniger verstörend wirkt als die ganzen anderen Toilettenbilder, die – ohne gespiegelt zu werden – als Profil ausgegeben werden (bei verpackten Eiern fällt die Spiegelverkehrung ja nicht weiter auf).

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