Biller bitte aussteigen (KW41)

+ Wenig unterhaltsam war das erste “Literarische Quartett” in neuer Besetzung. Volker Weidermann, selbst wenn er nicht Moderator, sondern nur Gastgeber sein sollte, findet sich zu schön, als dass da noch drei Gäste sinnvoll neben ihm Platz finden können. Maxim Biller ist ein besserwisserischer Großkotz. Dass Juli Zeh gleich in der ersten Sendung ein Buch von ihrem Ilija Trojanow vorstellen musste, war zumindest ungeschickt und musste in die Hose gehen. Und Christine Westermann, von Götz Alsmann zurecht immer wieder als “bezaubernd” vorgestellt, konnte in dieser Runde der Eitelkeiten wenig retten. Das Konzept der Sendung war offenbar, auf Teufel komm raus Krawall zu machen, weil das bei Marcel Reich-Ranicki so gut funktionierte. Es ging nicht um vier Bücher, sondern um vier Bücherbefinder, die sich gegenseitig angiften. Literaturkritik war es auf alle Fälle nicht, was auch von den Talk-Darstellern her schon gar nicht möglich war. In nichts waren die Vier sich einig, selbst beim Bewertungsmaßstab nicht, und es ist überhaupt ein unsinniger Ansatz, Buchautoren anderer Leuts Bücher befinden zu lassen.
Vier Bücherschreiber, vier geschriebene Bücher, 16 Meinungsansätze – Marcel Reich-Ranicki und Hellmuth Karasek sind halt tot.

+ Abgesehen von der @DB an sich geht uns im Zug nicht so auf den Keks wie die permanente Lautsprecherbegrüßung der “zugestiegenen Fahrgäste”. Beweg deinen Hintern, Zugchef, schreite wie ein Chefkoch die Gäste ab, begrüße sie einzeln mit Handschlag – aber fass das Mikrofon nicht an. (HV)

+ “Die Idee einer Humanisierung der Welt scheint an ihr Ende gekommen zu sein. Man könnte sagen, wir haben es heute in vielen Bereichen der Entwicklungszusammenarbeit mit einem kalten Management zu tun, das nicht einmal mehr die Leidenschaft einer falschen Ideologie (wie die des Fortschritts und der Entwicklung) kennt. Nicht um die Verbesserung der Welt, um gerechtere Verhältnisse scheint es mehr zu gehen, sondern um Steuerungs- und Optimierungsprozesse – und um die Glättung von „Störungen“, die diese Prozesse behindern können.” (Reimer Gronemeyer) So bekomme ganz Afrika pro Jahr 30 Milliarden Dollar Entwicklungshilfe, zahle oder verliere aber 192 Milliarden Dollar.
Wirklich interessante Beiträge versammelt die “Tunnelblick”-Ausgabe der “conditio humana” 2/2015, frei zugänglich unter http://geb.uni-giessen.de/geb/volltexte/2015/11285/

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