Sommer-Interview im Freitag

In der heutigen Ausgabe des “Freitag” (der Wochenzeitung mit also donnerstaglichem Erscheinen) gibt es eine Interviewfassung meines Gesprächs mit Prof. Andreas Urs Sommer zu direkter Demokratie. Es ist ein kondensierter Auszug aus einem mehr als anderhalbstündigen Gespräch für den Podcast ?Macht:Los! (Folge 22).

Sommer schlägt in seinem Buch “Eine Demokratie für das 21. Jahrhundert” vor, in Deutschland ähnlich der Schweiz Volksabstimmungen und Referenden auf Bundesebene einzuführen. Da Sommer Philosph und nicht Politologe ist, liest man bei ihm einige in der bekannten Debatte sicher wenig geläufige Gedanken. Ich jedenfalls hatte mit zahlreiche Stellen in seinem Buch als zitatwürdig markiert.

Das Gespräch hatten Prof. Sommer und ich bereits im Dezember 2022. Aus vielerlei Gründen hat sich die Veröffentlichung von Podcast und Print-Interview dann noch lange hingezogen. In der Zwischenzeit ist ein weiteres Büchlein von Sommer erschienen: zu den Herausforderungen des Krieges für die Demokratie (Titel: Entscheide dich!).

Als ich die Ankündigung dazu las, war ich kurz entsetzt und dachte: darüber hätten wir wohl wesentlich mehr streiten können. Doch im Buch stellte es sich dann ganz anders dar. Sommer sieht als gebürtiger Schweizer den Militärdienst (auch aus eigenem Erleben) zwar anders als ich. (Merksatz: “Die Schweiz hat keine Armee, sie ist eine Armee.”) Aber dem Pazifismus lässt er in seinen philosophischen Überlegungen doch genügend Raum.

Im Schlusswort seines Buches resümiert er über die geringe Resonanz auf sein vorangegangenes Werk, eben zur  “Demokratie für das 21. Jahrhundert”. Aus meiner Beobachtung und eigenen leidvollen Erfahrung dürfte vor allem das grundlegende Desinteresse an Veränderungen des eigenen Lebens ursächlich sein. Und dem liegt wiederum ein allgemeines Erkenntnisdesinteresse zugrunde. (Wer meint, es gäbe doch gerade so viele Reformbewegungen, allen voran im Klimaschutz, dem möchte ich widersprechen: Auch dort soll das Leben anderer geändert werden, nicht das eigene  – das soll im Gegenteil in der Regel durch die angestrebten Veränderungen gestützt werden. Für die vegane Ernährung plädieren ja nicht die Carnivoren, sondern die Veganer. Den Verzicht aufs Auto predigen großstädtische autolose Studenten etc.)

Das Interview ist beim Freitag auch online, aber nur für Abonnenten: Philosoph Andreas Urs Sommer: „Wir brauchen die Drohmacht der Bürger“ Es wäre billig, deshalb nun für ein Probeabo zu werben. Aber aus medienpolitischer Sicht verdient die kleine Wochenzeitung schon eine Chance. (Wobei der Freitag wie so viele journalistische Publikationen den (informativen) Zugang zu sich unnötig schwer macht.)

Mit Sommer hatte ich übrigens schon mal für einen anderen Podcast gesprochen, “Die Klimadebatte” (Folge 15, ab Minute 27). Damals hatten wir uns denn auch schon zum nun vorliegenden Gespräch verabredet.

Den Podcast ?Macht:Los! gibt es natürlich auf allen üblichen Plattformen (z.B. bei Spotify). Mehr zu der von mir vertretenen “aleatorischen Demokratie” gibt es auf der gleichnamigen Website.

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