Frankenland der Isar ohne Knödelexpress
+ Franken in München: Da mögen die Mingara so viel meckern wie sie wollen, und wenn Oberbayern auch landschaftlich doller ist, – aber das bessere Bier kommt aus Franken. Allerdings gibt’s das auch in einer ganz hervorragenden Münchner Kneipe, die hiermit jedem bierfreudig Reisenden empfohlen sei: das Hop Dog. Immer 14 verschiedene Biere im Anstich, Angebot wechselnd, dazu noch einiges in Flaschen und Dosen. Und Cheffe Greg ist ein wahrer Biersommelier.
Das einzig Bissfeste, das es im Hop Dog gibt, ist zwar naheliegend, ebenfalls sensationell: nirgends habe ich bisher auch nur annähernd so geile Hotdogs gegessen wie hier.
Unter der Woche schließt der Laden leider schon zeitig (so gegen 11) – aber nur, solange nicht endlich so viele Leute dort sind, wie es die Location verdient hat. Kenne sie fast seit Eröffnung.
+ Was früher besser war: Allüberall wurde noch richtig gekocht. Selbst und gerade auch in der Bahn. Doch der „Fortschritt“ heißt „Convenience-Food“. Wobei sich die „Convenience“ natürlich nicht beim Kunden verbreitet, sondern es dem Verkäufer bzw. dessen Lehnsherrn angenehm machen soll. Aus Köchen wurden Mikrowellenbediener, in der gehobenen Küche Konvektomatenfachkräfte. Das dollste in den heutigen Bahn-„Restaurants“ oder „Bord-Bistros“ ist die Frage: „Hat es Ihnen geschmeckt?“ Was soll man sagen? „Danke, perfekt aufgewärmt“ oder „Keinerlei Verpackungsmaterial im Chili, großartig!“
Bei den Tschechen war es noch bis morgen besser. Dann verschwindet jedenfalls auf der in Deutschland von České dráhy (ČD) befahrenen Strecke Hamburg-Prag dieses Relikt aus Zeiten der Gastlichkeit – Knödelexpress genannt. Laut Medienberichten, weil auf der dann ausgebauten Strecke Tempo 230 gefahren werden soll, die alten tschechischen Züge aber nur 200 dürfen. Also kommen neue „Garnituren“, wie der Bahner sagt, und die haben dann, weil der „Fortschritt“ unaufhaltsam ist, auch nur noch Fertigfutter im Angebot. Keine Küche mehr, kein flammenschlagender Gasherd.
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob wir das mit Demokratie hätten aufhalten können. Denn wenn diese echten Küchen ein Zuschussgeschäft sind, müssten ja alle Fahrgäste dafür zahlen. Allerdings bezweifele ist, dass angelernte Konvektomateure mehr Umsatz machen als Köche, die ihren Job können und mögen.
Hier könnte wohl der viel gepriesene Wettbewerb helfen: Warum sollen nicht Einzelunternehmer auf vereinbarten Strecken die Zugküche mit ihren ganz individuellen Angeboten bespielen? Als krasses Gegenprogramm zur „Systemgastronomie“. Klar, der DB-Konzern hat keine Lust auf die entsprechende Verwaltung (weshalb wir ja auch in allen Bahnhöfen dieselben Ketten finden). Aber unzuverlässiger als die derzeitge Staats-Microwelle kann es kaum werden („Heute nur mit einem sehr eingeschränkten Angebot“, „Heute leider wegen Personalmangels geschlossen“ …).
Fakt ist jedenfalls, dass wir bei unserem volkseigenen Betrieb DB nie darüber beraten und abgestimmt haben, in welche Richtung das „gastronomische Angebot“ gehen soll.
+ „Eine Handlung, die ein Betroffener als besonders hart und brutal empfindet, kann aus Sicht eines Polizeibeamten oder einer Staatsanwältin berechtigt und rechtmäßig sein.“
Und leider teilt diese Sicht regelmäßig, ja fast ausnahmslos jedes Gericht. Doch um die Sicht von Polizistentätern und Staatsanwälten (in deren Auftrag die Polizei oft tätig wird und denen sie sonst stets zuarbeitet) geht es nicht. Ebenso wenig wie um das „gesunde Volksempfinden“, das sich zu allen Fällen von Polizeigewalt in den Social Media artikuliert. Es geht ausschließlich um die objektive Notwendigkeit.
In einem Rechtsstaat ist von Polizisten ausgeübte Gewalt immer bedeutsamer als Gewalt gegen Polizeibeamte. Doch fast jede polizeiliche Gewaltattacke bleibt ungeahndet. Dabei muss eine einzige ungerechtfertigte zur Entfernung aus dem Dienst führen – und natürlich zu einer automatischen, üppigen Entschädigungszahlung. (Siehe hierzu u.a. einen Spiegel-Text von 2023)
+ Archiv-Nachtrag 1 (weil immer noch aktuell): Bei jeder Innovation der Deutschen Bahn (DB) überwiegen Rückschritte die Fortschritte zuverlässig. Besonders deutlich ist das bei der ICE-Entwicklung. Seit dem ICE 1 (1991 in Betrieb genommen) ging es stetig bergab. Insbesondere wurde das Platzangebot eingeschränkt, bis man bei der Konservendose ICE 4 angekommen war, die uns – augenfälligste Schrecklichkeit – bei Dämmerung und Nacht mit einem orangenen Pufflicht drangsaliert.
Die neuste Glanzleistung ist das überarbeitete System für Fahrplanauskünfte und Buchungen, als Desktop-Anwendung unter bahn.de und in der überarbeiteten Handy-App „Navigator„.
In der Desktop-Version soll zwar alles intuitiver sein, doch es ist einfach aufwändiger und nerviger geworden, weil man die zentralen Parameter für eine Reiseplanung nicht mehr in einem einzigen Formular bearbeiten kann, sondern nur jeden einzeln. Dass sich selbst nach persönlichem Login die Seite nicht die Basisdaten merkt (z.B. BahnCard vorhanden oder nicht) bzw. diese direkt aus dem vorhandenen Datenbestand nutzt ist eine altbekannte Schwäche, die erhalten blieb.
+ Archiv-Nachtrag 2: Bürgerräte sind inzwischen in fast aller Munde, jedenfalls eine wohl allgemein bekannte Methode der Partizipation. In einer Folge des Podcasts „Macht:Los!“ gehe ich auf einige Darstellungen und Kommentierungen in drei anderen Sendungen ein („Pars pro toto“ vom hr sowie je eine Folge „Verfassungsschutzengel“ und „Prof. Christian Rieck“).
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