Der Kröten-Pate (?)
Wie jedes Jahr bin ich um diese Jahreszeit die meisten Nächte für einige Zeit draußen, um nach „den Kröten“ zu schauen (in Wahrheit sind da auch jede Menge Frösche, viele Molche und derzeit leider sehr selten mal ein Salamander dabei). 15 Jahre lang habe ich mit meiner Familie zwei Straßenabschnitte mit hohem Aufkommen an Amphibienwanderung ohne sonstige Unterstützer betreut.
An der einen Landstraße gab es zwar einen fest installierten „Krötentunnel“, aber nach einer uralten Bauweise, die von den Tieren nicht angenommen wurde (wir haben NIEMALS dort eine Kröte, einen Frosch, Molch oder Salamander gesehen, haben sogar extra Fangeinrichtungen installiert, um Bewegungen zu bemerken), entsprechend sind die Tiere so lange an der Barriere entlanggelaufen, bis es keinen „Schutz“ für sie mehr gab und sie über die Straße konnten – eben leider oft mit Ende als Matsch auf eben dieser.
Zum „Krötenschutz“ habe ich hier schon was geschrieben.
Aber mir ist gerade aufgefallen, dass ich eine Anekdote noch gar nicht gepostet habe. Obwohl doch gerade wir Kritiker auch mal Positives vermelden sollen – und hier geht’s um (aus meiner Sicht) Positives von der Polizei.
Es ist einige Jahre her, da fuhrt ich wieder mal spät nachts (so um 1 Uhr vielleicht) mit dem Auto los – auch, um die Hunde nochmal laufen zu lassen. Und ich muss zur Verständlichkeit hinzufügen, dass ich eine gewisse lokale (!) Medienbekanntheit mit meinem Engagement für die Amphibien erlangt hatte.
Beim Einbiegen auf die Hauptstraße in meinem kleinen Ort setzte ich keinen Blinker, weil sonst niemand zu sehen war. Doch während ich so nach rechts abbiege, kommt in der Ferne von links und um die Kurve auf der Hauptstraße ein Fahrzeug – unverkennbar „Bullen“ (sorry, so hießt das in meiner ganzen Volo-Zeit, Beispiel-Zitat: „Da warten wir erstmal auf die Bullenmeldungen!“). Und mein Gefühl sagte mir sofort: den fehlenden Blinker haben sie gesehen – und ja sonst nix zu tun hier auf dem Land tief in der Nacht.
Ich biege die erste Möglichkeit, wie es meine Route fordert, wieder nach links von der Hauptstraße ab – und die Polizei folgt mir. Da war alles klar. Nächste wieder rechts, sie folgen mir, und dann geht ihr Laufbändchen an: „Anhalten“ oder „Stopp“, weiß nicht mehr, was da erscheint.
Ich halte also brav an (Wohngebiet, null Verkehr), steige aus und gehe auf die Cops zu.
„Guten Abend, was habe ich denn falsch gemacht?“ frage ich dort durchs heruntergelassene Fenster ins hoheitliche Fahrzeug hinein.
„Nichts. Wir machen nur eine allgemeine Verkehrskontrolle. Ihren Führerschein würden wir gerne mal sehen.“
Ich: „Habe ich nicht dabei. Da müssten wir mal kurz zum XXX fahren, dann gebe ich Ihnen den.“
Ganz kurze Gedankenpause auf der Gegenseite.
Polizist am Steuer (den ich nicht kannte, Ehrenwort!): „Ach, Sie sind das, Herr Rieg. Sie sind bestimmt wegen der Kröten unterwegs!?“
Ich: „Genau, und dabei lasse ich noch die Hunde laufen.“
Polizist: „Alles in Ordnung. Gute Nacht noch.“
Ich: „Oha, Danke. Aber hatte ich denn jetzt etwas falsch gemacht?“
Polizist: „Nein, aber nachts schauen wir schon mal etwas genauer, wer hier so rumfährt.“
Ich: „Gut. Ich werde jetzt aber da vorne geradeaus weiter fahren, wo dieses Durchfahrtsverbotsschild steht, um zu den XXX-Teichen zu kommen.“
Polizist: „Alles gut, machen Sie mal, Herr Rieg. Viel Erfolg noch.“
Seit dieser Episode nennen mich manche den Paten der Kröten…
Aber ganz im Ernst (weil ich oft darüber nachgedacht habe und schon einige Diskussionen dazu geführt habe): ich finde es absolut richtig, wenn Polizisten menschlich und nicht maschinell agieren. Und das hat in meinem Fall eben bedeutet, keinen Stress zu machen, weil sie keine relevanten Ordnungswidrigkeiten oder gar Straftaten bei mir vermutet haben, nachdem sie eine Vorstellung hatten, wer ich bin und warum ich zu später Stunde unterwegs bin – ohne den Blinker zu setzen.
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