Vorwerk-Eiersalat
Zutaten (wie üblich in Gramm)
300 Ei, also ca. acht gute, alte Eier
100 Mayonnaise 50%
60 Mandarinen aus der Dose („Mandarin-Orangen“)
3 kräftiges Olivenöl
1 Salz
1,3 Roter Pfeffer, mittel-grob gemahlen
0,5 Chili-Mischung (mit Kreuzkümmel (Cumin), Oregano, Knoblauch) oder Chili pur (gemahlen = Cayennepfeffer = Pul Biber o.ä.)
0,2 Senfsaat gemahlen
x Saft von den Dosen-Mandarinen (je nach gewünschter Konsistenz und Süße)
Eine Anleitung für diese simple Köstlichkeit braucht es wohl nicht, – aber angesichts der vielen komischen Eiersalate dieser Welt vielleicht ein paar Hinweise.
Für ein gutes Endprodukt sollten auch alle Zutaten von guter Qualität sein. Für einen Eiersalat heißt das: wir brauchen gute Eier. Und die gibt es in keinem Supermarkt, auch nicht in der Bio-Linie. Denn praktisch alle Eier im Handel stammen von den mehr oder weniger gleichen Hybrid-Legehennen, auf Hochleistung gekreuzte armselige Kreaturen. Doch diese Industrie-Hühner legen per se keine schmackhaften Eier, auch nicht wenn sie in sogenannter ökologischer Landwirtschaft gehalten werden.
Zwar macht das Futter auch einiges aus (es braucht viel Grünzeug und Kleinstgetier wie Asseln, Käfer und Regenwürmer), aber noch wesentlicher ist eben die Hühnerrasse. Oder einfacher gesagt: irgendein normales Haushuhn, das in seinem ersten Hennenjahr vielleicht 100 bis maximal 150 Eier legt, in den folgenden Jahren deutlich weniger, anstatt wie das Turbo-Hybridhuhn in seinem einzigen Lebensjahr über 300.
Man kann das so pauschal sagen: Die Eier aller alten Hühnerrassen schmecken weit besser als alles, was wir im Handel heute angeboten bekommen, es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. Und weil meine ersten Hühner vor vielen Jahren Vorwerk von einem Hof im Nachbardorf waren (benannt nach ihrem Züchter Oskar Vorwerk), habe ich den Eiersalat nach ihnen benannt (Marans, Mechelner, Bielefelder, ihr bekommt auch noch eine Blogwürdigung irgendwann, versprochen).
Dass ich oben von „guten, alten Eiern“ geschrieben habe, ist nicht nur ein Wortspiel mit den alten Hühnerrassen, es betont, was jeder Hühnerhalter weiß: frische Eier sind gerade kein Qualitätssiegel. Eier müssen einige Zeit lagern, zunächst ungekühlt bei normaler Zimmertemperatur. Erst dann entwickelt sich der Geschmack.
Weil die Eier dabei stetig Wasser über die Schale abgeben (die aber zusammen mit der Eihaut zuverlässig verhindert, dass Keime ins Ei eindringen, solange es nicht beschädigt ist), wächst die Luftblase am stumpfen Ende des Eies kontinuierlich (was bei befruchteten und bebrüteten Eiern auch für die Atmung des Kükens im Ei notwendig ist). Der angebliche Super-Trick, die Genießbarkeit von Eiern im Wasserbad festzustellen, weil die sich nach oben ausrichtenden Eier bereits schlecht seien, ist daher eine klassische Urban Legend. Ganz im Gegenteil sind Eier, die flach auf dem Boden des mit Wasser gefüllten Kochtopfs liegen bleiben, noch zu frisch. Wer solche Geschmacksarmut wünscht, findet im Kühlregal seines Supermarktes sicherlich sogenannten „milden Eiersalat“ – eben einen, der möglichst wenig nach Ei schmeckt. Bäh!
Wer irgendwo Eier alter Rassen bekommen kann, sei noch darauf hingewiesen, dass sich diese meist nicht gut pellen lassen. Man halbiert sie einfach mit einem Messer und holt den Inhalt mit einem (Eier-)löffel heraus – das geht nämlich immer sehr einfach.
Das Eiweiß wird grob mit dem Messer zerkleinert und dann (wenigstens zum Teil) mit einer Gabel zerdrückt (gemust – schönes Verb!). Oft wird ein Teil des Eiweißes weggelassen, um das Verhältnis Eigelb zu Eiweiß zu verbessern. Allerdings legen viele alte Rassen ohnehin schon Eier mit ordentlichem Eigelb-Anteil, und dieser färbt bei anständiger Fütterung mit Grünzeug (=Carotinoide) auch noch viel kräftiger als das Industrie-Ei.
Die zweite Hauptzutat unseres Vorwerk-Eiersalats ist Mayonnaise. Puristen mögen sagen: die muss man doch dann auch selber herstellen, Eigelb und Öl ohne Schnickschnack. Das klingt logisch, allerdings vertrete ich nicht die Dogmatik, alles Selbstgemachte sei besser als industriell Hergestelltes oder grundsätzlich Gekauftes.
Meine Lieblings-Mayo für Pommes Frites – „Wernsing Gold“ – habe ich in einem eigenen Beitrag gewürdigt, der zu den Meist-Aufgerufenen in diesem kleinen Blog gehört. Und ja, man kann sie auch für Eiersalat nutzen. Aber m.E. ist sie dafür längst nicht die Beste. Ich will das Mayo-Fass hier nicht nochmal aufmachen, steht alles im Wernsing-Beitrag. Es möge jeder selbst ausprobieren, aber da die Mayonnaise halt eine tragende Zutat in dem Produkt ist, kommt es auf sie ganz erheblich an.
Noch was offen?
Ich könnte etwas von gutem Brot erzählen, ohne das guter Eiersalat nicht funktioniert – aber das wäre leider Quatsch. Der schmeckt auf dem billigsten Weißbrot-Toast ebenso wie auf Knäcke. 😉
Gutes Gelingen und Bon Appétit!
PS: Auf dem Foto in der Post-Vorschau ist übrigens kein Vorwerk-Huhn zu sehen. Die vier Vögel sind ein Lachshuhn-Hahn und drei Holländische Zwerghühner, die ich auch sehr großartig fand. Leider können sie ob ihrer Kleinheit besonders gut fliegen, was ihre Haltung im Garten nicht ganz unkompliziert macht.
(Letztes Update: 10. März 2025)
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