Fuchsrechnen mit der Bahn

Auch wenn man dem geschenkten Gaul nicht ins Maul schauen soll bleibt ein prüfender Blick früher oder später nicht aus, und sei es nur für die Entscheidung: füttern oder futtern.

Deshalb wollen wir hier auch gar nicht über die Geschenke der Deutschen Bahn meckern, die sie im Rahmen ihres “Bahn Bonus Programms” offeriert (obwohl, nur so nebenbei, das wie alle Rabatt-Programme kein karitatives Unterfangen ist). Nur ein wenig rechnen wollen  wir – und dann darf sich wundern, wer mag, der Rest zuckt mit den Achseln.

Um die verschiedenen Prämien vergleichen zu können, setzt man Punkte und Prämienwert zueinander in Bezug: Euro-Wert der Prämie geteilt durch die dafür benötigte Punktzahl ergibt den (fiktiven) Geldwert des einzelnen eingelösten Punktes (der ja wiederum Käufen entspricht, für die man Punkte gesammelt hat). Damit ergibt sich ein recht interessanter Eindruck.

Zunächst: Es ist längst nicht alles konsistent. Normalerweise erwartet man wohl, je höher die eingelöste Punktzahl, desto attraktiver die Prämie (weil: hohe Punktzahl bedeutet ja viel Geld bei der Bahn oder ihren Partnern ausgegeben). Doch so einfach ist es nicht. Bei den sogenannten “Genussgutscheinen”, mit denen man in den Bordbistros bezahlen kann, erzielt man z.B. das beste Ergebnis, wenn man 1.500 Punkte einlöst. Schlechter fährt man beim Einlösen von 2.500 Punkten. Damit etwas Spaß zum selber rechnen bleibt, hier die DB-Angebote:

250 Punkte = 5 EUR Genussgutschein (entspricht 2 kleinen Flammkuchen)
750 Punkte = 15 EUR Gutschein
1500 Punkte = 40 EUR Gutschein
2500 Punkte = 60 EUR Gutschein.

Wie auf den ersten Blick erkennbar ist: Für 120 EUR Verzehrwert benötige ich entweder 2 x 2.500 Punkte oder 3 x 1500 Punkte, also einmal 5000, einmal nur 4500.

Vergleicht man mit anderen Prämien, darf man natürlich den Genussgutschein nicht für bare Münze nehmen – schließlich kostet etwa eine Tasse Kaffee mit dem Verkaufspreis von 3 EUR die Bahn nicht wirklich 3  Euro. Aber es ist eine  nette Orientierung.

Auch die Prämie “Sitzplatzreservierung” ist recht erstaunlich. Dafür braucht es nämlich 500 Punkte, wofür man auch 10 EUR Genussgutscheine bekommen kann – obwohl eine Reservierung regulär nur 4,50 EUR kostet (was auch ein sehr fiktiver Preis ist).
Tauscht man hingegen seine Punkte in einen “eCoupon” im Wert von 5 EUR ein, braucht es nur 250 Punkte dafür. Diesen kann man dann beim Online-Ticket-Kauf einlösen – also auch die Sitzplatzreservierung damit bezahlen.

Eine der finanziell unattraktivsten Prämien ist ein Monat FAZ-Abo. Dafür muss man 4000 Punkte haben (was in etwa dem Kauf einer Jahres-Bahncard 100 der 2. Klasse entspricht). Bei der FAZ selbst gibt es das “Mini-Abo” (4 Wochen) für 43,50 EUR – und die FAZ ihrerseits legt noch einen 10 EUR Gutschein für Aral, Kaufhof oder Douglas dazu. Bleiben also 33,50 EUR Prämie für 4000 Punkte. Dafür könnte man auch Fresscoupons im Wert von 100 EUR bei der Bahn bekommen.

Rein rechnerisch das meiste rausholen kann übrigens, wer die BahnCard 100 für die 2. Klasse hat. Für 3000 Punkte gibt es sechs Upgrades auf die 1. Klasse, die jeweils beliebig einen ganzen Tag lang nutzbar sind. Da der Übergang von der 2. in die 1. Wagenklasse mit der BahnCard 100 normalerweise auch mit Aufpreiszahlung nicht geht und man stattdessen ein komplettes Ticket braucht (ohne jeden BahnCard-Rabatt!), entspricht das Upgrade dem Flexpreis 1. Klasse. Von Garmisch-Patenkirchen bis Flensburg sind das 253 EUR plus 12,50 EUR Bordzuschlag, weil wir das fiktive Ticket ja erst im Zug erwerben; mal sechs ergibt satte 1593.– EUR.
Eine stolze Geschenk-Prämie. Oder einfach der Beweis, wie sehr die Preise der DB doch reine Phantasiegebilde sind.

Viel Spaß beim weiteren Rechnen.

 

 

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