Fehler einzugestehen täte auch einer Kirchenleitung gut
Demokratie wäre gut, wenn sie denn stets das macht, was die Herrschenden wollen. Diese Auffassung kennen wir, an jedem Wahlabend zieht sich das durch alle Verlierer-Statements. „Die Wähler haben es nicht verstanden“, vielleicht auch mal ein „Wir haben das nicht gut genug vermittelt“, aber nie ein: „Da sind wir mit unseren Positionen wohl auf dem Holzweg, danke für das klare Votum!“ Bei der Kirche läuft es leider nicht anders.
Da wählt die Kirchensynode (also das Kirchenparlament) der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) die Stellvertreterin des Kirchenpräsidenten, Cordelia Kopsch, nach 6 Amtsjahren ab (es gab keinen Gegenkandidaten!) – und der Kirchenpräsident, Pfarrer Volker Jung, äußert nur Bedauern für seine arme, stets loyale Vize. Es sein nun eine schwierige Situation für die Kirchenleitung – sagt Jung, anstatt klar das einzuräumen, was selbst die „weltliche Presse“ zurecht sofort herausgelesen hat: dass nämlich die Kirchenleitung mit ihrem Wahlvorschlag völlig daneben lag und nicht merkt, was in ihrer Kirche los ist.
„Klatsche für die Kirchenleitung“ heißt es bei Bild.de – und das ist mal nicht populistisch zu nennen. Denn die evangelischen Kirchenleitungen sind es gewohnt, nicht nur die Geschäfte zwischen den Synoden zu führen, sondern immer und überall den Ton anzugeben und nach möglichkeit vollendete Tatsachen zu schaffen. Dumm, wenn dann mal eine Wahl dazwischen kommt.
Die EKHN muss jetzt nicht nur neue Kandidaten (bitte im Plural!) für die nächste Tagung der Synode finden, um das Amt von Kopsch neu zu besetzen – sie müsste auch dringend darüber nachdenken, wie weit sich ihre Leitung von den Mitgliedern entfernt hat.
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