Drachenanstalten schlachten scheiße Osterfeuer

+ Entschiedene Atheisten sind sicherlich tendenziell schlaue Leute, allein so von der statistischen Wahrscheinlichkeit her -, aber nur solange sie nicht mit vermeintlicher Freigeistigkeit kulturellen Analphabetismus zur Schau stellen. Osterfeuer zu Gründonnerstag oder Osterhasenmümmeln an Karfreitag sind starke Indizien für soziale Unterbelichtung.

+ Die Probleme eines deutschen Regierungs-Jets mit beinahe-Crash während der Notlandung lässt mich mal wieder unken, welche Parolen Politik und Lobbyisten wohl abgeben, wenn mal ein Flugzeug direkt nach dem Start oder beim Landeanflug in die Stadt kracht (Flughafen selbst eingeschlossen, der ja auch regelmäßig einer Kleinstadt nahe kommt). Auf jeden Fall wird es heißen, das so etwas unvorstellbar gewesen sei und niemand damit rechnen konnte, nun aber alles Mögliche sofort geändert werden müsse.

+ Auf Warum-Fragen bekommen wir Journalisten von Behörden selten eine Antwort – und genau das müsste viel häufiger thematisiert und publiziert werden. Als kürzlich etwa die Bayerische Landesmedienanstalt per Pressemitteilung von ihrer Bedeutung kündete, indem sie einem Youtuber das Live-Streamen seiner Spiel- und Weltweisheiten untersagte, weil dieser keine dafür notwendige “Rundfunklizenz” besitzt; da habe ich die Pressesprecherin Stefanie Reger gefragt, warum denn etwas, das nicht rundfunkt, Rundfunk sei. Die Rechtslage kenne ich natürlich, und doch versuchte Reger es zunächst mit der Erläuterung eben dieser: “Rundfunk wird als Massenkommunikationsmedium reguliert, wobei nach den geltenden Gesetzen nicht nur die klassischen HF- und TV-Sender unter den Rundfunkbegriff fallen, sondern auch Angebote, die im Internet verbreitet bzw. gestreamt werden, als Rundfunk gelten können. [Blablub Blablub]”
Aber warum überhaupt irgendeine Art von Regulierung? Ich sehe da schon lange (und nach vielen Sinnfragen) nur das historische Machtwachstum: Rundfunksender haben auch das Internet zur Verbreitung entdeckt, also mussten die Regulierungsbehörden das Internet als Rundfunkverbreitungsweg sehen, damit ihnen die Rundfunker nicht abhanden kommen. Dass es im Netz keine begrenzten Frequenzen mehr gab – egal.
Also hakte ich nochmal nach bei Stefanie Reger, nach längerer Ausführung in dem Satz gebündelt: “Mich interessiert die inhaltliche Begründung, die aus Ihrer PM nicht hervorgeht.”

Die vollständige, ungekürzte Antwort der Pressesprecherin, zwischen Gruß- und Verabschiedungsformel: “bitte wenden Sie sich mit dieser Nachfrage direkt an den Gesetzgeber.”

Nun ist der “Gesetzgeber” immer schwer zu befragen, weil er ja aus den Parlamentariern (und ggf. Mitgliedern des Bundesrats) besteht. In diesem besonderen Fall aber sind “der Gesetzgeber” die 16 Landesparlamente Deutschlands, die jeweils den von ihren Ministerpräsidenten unterschriebenen Rundfunkstaatsvertrag (bzw. Rundfunkänderungsstaatsvertrag) blindlinks zu Landesgesetzen machen.

Aber geschenkt: Es ist immer wieder gut sich bestätigen zu lassen, wie sinnfrei Behörden vor sich hin wurschteln und vollstrecken, einfach weil ihnen das irgendjemand gesagt hat. Ich wäre nämlich unglücklich, wenn ich Tucholskys wunderbares Feindbild “Beamtenpest” nicht mehr adaptieren könnte.Immer wieder heißt übrigens: ich habe solch dolle Empfehlungen zur Sinnsuche schon häufiger lizenzfrei empfangen (eine Anekdote dazu erzähle ich im Podcast Machtlos #2   

+Erhellendes zum Dunkelfeld Scheiße findet sich im Lektorats-Blog des Korrektorats “Fehler-Haft.de“.

+ Auf die Suche nach Sinn bei “blendle” habe ich mich schon mehrfach öffentlich begeben – vergebens. Zudem bemühen sich die “Kuratoren” des Newsletters nach Kräften, sie unsympathisch zu finden. Was Journalismus betrifft, kommen wir einfach nicht zusammen. Es mag als tiefsinniger Gag gedacht sein, ein Gespräch über schlechten Journalismus (?) mit schlechtem Journalismus anzuteasern – wenn man mir nicht sagt, welches “Medienforschers” Erkenntnisse mir NZZ Folio für 90 Cent verkaufen möchte, werde ich ganz sicher nicht  klicken (auch nicht bei der schönen “Geld zurück”-Garantie, denn es geht ja nicht um ein paar Cent, es geht um – Stil).

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